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Verantwortungsvoller Konsum – Gerade jetzt?

Donnerstag, 26. März 2020

Unser tägliches Handeln hat einen tiefgreifenden Einfluss auf unser Planeten. Um unsere Bedürfnisse nach Ernährung, Unterkunft, Bekleidung oder Mobilität zu stillen, kommen wir nicht um den täglichen Konsum herum. Doch wie kann dieser Konsum verantwortungsvoll gelingen? Wir waren mit Hanna Weck vom Global Goals Lab und Laura Grotenrath von Zero Waste Your Life über verantwortungsvollen und bewussten Konsum im Gespräch.

Bisher beeinflusste unser tägliches Konsumverhalten weltweit in erheblichem Maße nicht nur die wirtschaftliche und soziale Situation der Menschen, sondern auch den Zustand der Umwelt. Gerade in der aktuellen Zeit von Covid-19 mit dessen weitreichenden Einfluss auf unseren direkten Alltag kommen wir vor allem um eines nicht drum herum: innehalten. Wir lesen beispielsweise Nachrichten von Hamsterkäufen und stehen vor der eigenen Herausforderung das eigene Bewusstsein gerade jetzt zu schulen. Obgleich Dich das Thema bewegt oder Du es auf Distanz hältst, wir werden aktuell dazu ermutigt uns unseres täglichen Tuns bewusst zu werden. Was bedeutet es jetzt bewusst einzukaufen und sich bewusst durch sein Umfeld zu bewegen?

Unsere Podcast-Aufnahme über verantwortungsvollen Konsum mit Hanna Weck vom Global Goals Lab und Laura Grotenrath von Zero Waste Your Life fand bereits im Februar 2020 statt. Laura Grotenrath beschäftigt sich mit dem Thema »Zero Waste« schon seit ein paar Jahren und gibt Workshops in diesem Bereich. Das Global Goals Lab richtete sich in diesem Jahr an Initiativen, die einen positiven Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen 12 und 13, also »verantwortungsvoller Konsum« und »Maßnahmen zum Klimaschutz« leisten.

Wir sprachen über Herausforderungen, Denkweisen, Lösungen und positive Entwicklungsmöglichkeiten. In Neukölln (Berlin) war zu diesem Zeitpunkt von Covid-19 und Eilnachrichten über Hamsterkäufen noch nichts zu spüren. Wenige Wochen später nehmen wir es erneut zum Anlass das Thema verantwortungsvoller Konsum in den Fokus zu rücken.

Brauche ich das wirklich?

Für Hanna Weck geht verantwortungsvoller Konsum weit über die Konsumgüter des Alltagshinaus. Für sie ist es eine Lebenseinstellung: „Verantwortungsvoller Konsum bedeutet für mich vor allem bewusster Konsum – hinter jedem Kauf, sei es ein neues Mobiltelefon oder die Schokolade im Supermarkt sollte immer die Frage stehen: Brauche ich das Produkt wirklich? Fragen wie „Wie möchte ich wohnen?“, „Welche Auswirkungen hat mein Konsum?“, „Gibt es Alternativen zu eingefahrenen (und zugegebenermaßen oft auch sehr bequemen) gesellschaftlichen Normen?“ bis hin zu „Welchen Abfall produziere ich?“ spielen dabei für mich eine Rolle“. Laura Grotenrath empfiehlt, vor dem Kauf kurz inne zu halten, um sich einerseits zu fragen, welches Bedürfnis hinter dem Einkauf steht, andererseits aber auch abzuwägen, unter welchen Bedingungen das Produkt produziert wurde.

Beide betonen wie wichtig es ist auf die eigenen, aber auch auf gesellschaftlicher Ebene Gewohnheiten zu hinterfragen und der Thematik ganzheitlich in verschiedenen Lebensbereichen zu begegnen. Wichtig ist es niedrigschwellig anzufangen und Stück für Stück seine/ihre Einkaufsgewohnheiten weiterzuentwickeln. Welche Priorität hat man persönlich? Welche Lösungen gibt es bereits und wo können gemeinsam Erfahrungen hin zu einem verantwortungsvolleren Konsum geteilt werden? Es ist vor allem eine Einladung vorhandene Ressourcen zu nutzen, kreativ die eigenen Lieblingsstücke zu reparieren oder Second Hand zu kaufen. Wie wäre zum Beispiel das saubere Marmeladenglas als Kaffeebecher?

Dass gerade jetzt uns im Alltag andere Vorgehensweisen und Herausforderungen näherliegen, ist nachvollziehbar. Beispielsweise beginnt es schon mit der Entscheidung, ob wir nun vermehrt online Einkaufen oder ob wir warten bis unser Lieblingsladen um die Ecke wieder öffnet, um die regionalen, kleineren Akteuren zu unterstützen.

Folgende Tipps und Herangehensweise können aber auch gegenwärtig als Anregung mit in das Tagesgeschehen genommen werden:

  1. Mini-Konsum-Analyse: Was verbrauche ich von dem Eingekauften wirklich über einen bestimmten Zeitraum? Welche fair produzierten und nachhaltigen Alternativen gebe es?
  2. Eine Lieblingsmethode von Laura Grotenrath: Was ist das Einfachste was ich machen kann? Was ist das Schwierigste was ich tun kann? Dann beginnen wir, sofern aktuell möglich, mit dem einfachsten Schritt für ein schnelles Erfolgserlebnis. Um sich die Hemmung zu nehmen, wird danach der schwierigste Schritt ausprobiert. Dieser braucht vielleicht am meisten Zeit und Geduld, jedoch macht es erlebbar, was möglich wäre.
  3. Experimente: Welche Alltagsgegenstände in der eigenen Wohnung können nach dem Verbrauch Schritt für Schritt durch nachhaltigere Alternativen ersetzt werden?
  4. Eine gute Tat von Zuhause: Unterstützt Petitionen, wie zum Beispiel für das Lieferkettengesetz
  5. Sobald das öffentliche Leben regulär weitergeht gibt Laura Grotenrath dazu auch wieder Workshops und Webinare, um Wissen und Erfahrungen auszutauschen und um Teilnehmenden zu zeigen, wie sie Abfall vermeiden, Geld sparen und achtsamer leben können.
  6. Nutzt Mehrwegboxen für das Restaurant (sobald wieder geöffnet), Glasstrohhalme, den guten Jutebeutel, das Marmeladenglas für Tee und Kaffee, selbstgemachte Kosmetika wie Mundwasser aus Teebaumöl und Pfefferminzöl. Hier gibt es weitere nützliche Alltagstipps.
  7. Unterstützt lokale Händler und kauft während der kommenden Zeit vielleicht nicht online, sondern wartet bis der reguläre Alltag zurück ist.

Sozialunternehmerische Lösungsansätze: Gerade jetzt!

Immer mehr Sozialunternehmen haben begonnen Konsum neu zu definieren, nachhaltige und sozialverträgliche Produkte bereitzustellen, die uns zu einem verantwortungsvolleren Kaufen motivieren und damit ein Umdenken in Gang setzen. „Wir erleben bereits erste Veränderung im Markt. In den letzten Jahren kommen immer mehr Angebote auf den Markt, die einen bewussten Lebensstil vereinfachen: Produkte die nachhaltig produziert wurden oder komplett abbaubar sind; regionale oder ökologisch produzierte Lebensmittel sogar in konventionellen Supermärkten, daneben Repair-Cafés und Second-Hand-Läden, die eine längere Nutzung von Produkten ermöglichen. Trotzdem braucht es immer mehr Menschen, die sich bewusst einem nachhaltigen Lebensstil verschreiben und ihren Konsum kritisch hinterfragen. Denn da kommt ja dann auch die Macht der Konsumenten ins Spiel. Wenn die Nachfrage steigt, muss sich das Angebot anpassen. Wenn wir es nicht in wenigen Jahren schaffen, einen Großteil der Konsumenten in Wohlstandsgesellschaften zu überzeugen, bewusster zu leben, verursachen wir vielleicht Veränderungen, die nicht mehr umkehrbar sind. Und das merken natürlich auch die Gründer*innen: Es gibt immer eine Gruppe an Menschen, die die Produkte wegen ihres nachhaltigen Wertes kaufen. Aber viele Menschen schauen doch weiterhin in erster Linie auf den Preis – auch wenn das eine kurzfristige Milchmädchen-Rechnung ist. Umso wichtiger sind eben diese Gründer*innen aus Leidenschaft, die einfach dadurch überzeugen, dass sie mit vollem Herzblut hinter ihrer Mission stehen.“, erzählt Hanna Weck aus ihren Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Sozialunternehmen vom Global Goals Lab. Um deren positiven Impulse weiter zu fördern, unterstützt ihr Team mit dem Global Goals Lab diese Gründer*innen bei der Geschäftsmodellentwicklung und verleiht ihnen mit dem Programm eine Bühne für ihre Angebote.

Verantwortung übernehmen betrifft uns alle

Wir begegnen jeden Tag Situationen in unserem Alltag, die uns bewusst daran erinnern, dass klimatische, gesellschaftliche aber auch wirtschaftliche Veränderungen jeden einzelnen von uns betreffen oder, wenn wir nichts tun, betreffen werden. Dies soll keine Verurteilung sein, denn Entwicklungen und Verhaltensweisen (gleichwohl, ob negativ oder positiv) entstehen meist nicht grundlos. Doch es liegt an uns zu erkennen, dass wir alle im selben Boot sitzen und es an uns liegt zu entscheiden, wie wir gemeinsam in einer lebenswerten Zukunft für alle leben wollen. Idealismus? Sicherlich, aber es ist vor allem eine Notwendigkeit! Es beginnt mit dem Gang in den Supermarkt, den Umgang in der Nachbarschaft und vor allem dem Umgang in kritischen Zeiten.

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