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TEILHABE SCHAFFEN - Der Social Startup Pitch der Fritz Henkel Stiftung 2022

Montag, 02. Oktober 2023

Ein Jahr nach dem Pitch! Wie haben sich die Startups entwickelt? Eine erste Wirkungsanalyse.

Kultur, in all ihren Facetten, hat unermesslichen Wert für unsere Gesellschaft. Sie ist Inspirationsquelle, Begleiterin, Vermittlerin und vor allem ein Bindeglied zwischen Menschen verschiedenster Hintergründe. Sie schafft Orte der Begegnung, wo Menschen sich kennenlernen und verstehen können. Besonders für Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund spielt kulturelle Teilhabe eine entscheidende Rolle bei der gesellschaftlichen Integration.

Doch trotz ihrer Bedeutung kämpfen viele kulturelle Projekte und Organisationen in Deutschland mit erheblichen Herausforderungen: Mangel an Aufmerksamkeit, an professionellen Strukturen und an finanziellen Ressourcen. Genau hier setzte 2022 der Social Startup Pitch "TEILHABE SCHAFFEN" der Fritz Henkel Stiftung an. In Partnerschaft mit Social Impact verfolgte die Stiftung das Ziel, Organisationen zu fördern, die sich auf die Verbesserung der Lebensumstände von Migrant:innen durch kulturelle Angebote konzentrieren. Ganz nach dem Motto: "Teilhabe schaffen". Durch Workshops, individuelles Coaching und Netzwerkmöglichkeiten bot das Programm den ausgewählten sozial-kulturellen Initiativen eine Plattform zur Weiterentwicklung. Finanzielle Unterstützung in Form von Preisgeldern half zudem den vier Gewinnerteams, ihre Angebote weiter auszubauen und ihrer Visionen ein Stückchen näher zu kommen.

Eine im Mai/Juni 2023 durchgeführte Wirkungsanalyse von Social Impact im Auftrag der Fritz Henkel Stiftung zeigt eindrucksvoll: Das Programm hat seine Ziele erreicht. Es konnte einen signifikanten positiven Einfluss auf die teilnehmenden Social Startups und sozialen Organisationen ausüben. Ob für den weiteren Ausbau ihrer Angebote oder Hilfe für unvorhergesehene Herausforderungen - das Programm hat alle vier Gewinnerteams im vergangenen Jahr deutlich dabei unterstützt, ihre Vision von kultureller Teilhabe weiter zu verwirklichen.

Das Programm

Der Prozess begann am 29. August 2022 mit einer dreiwöchigen Bewerbungsphase, in der die Initiativen sorgfältig ausgewählt wurden. Hier sowie beim finalen Pitch Event, unterstützte folgende hochkarätige Jury mit ihrer Expertise:

  • Sylvie Nicole (Vorstandsmitglied der Henkel Management AG sowie der Fritz Henkel Stiftung)
  • Thorsten Jahnke (Geschäftsführer und Mitgründer Social Impact gGmbH)
  • Dr. Andreas Rickert (Vorstand und Mitgründer Phineo gAG)
  • Cornelia Röper (Geschäftsführerin und Gründerin Wefugees gUG, Expertin für Startups und Migration)
  • Reza Solhi (Experte für kulturelle Bildung, Gründer von Heartbeat Edutainment gUG)

Intensiv prüfte die Jury unter anderem das Angebotsportfolio, bisherige Erfolge, die langfristige Vision, die mögliche Skalierung und die Zielgruppen derer sich die Initiativen verschrieben haben. Final konnten sich sieben Initiativen in diesem kompetitiven Verfahren durchsetzen und wurden ins Programm aufgenommen:

Los ging es für diese Teams mit dem offiziellen Kick-Off Event, wo sie nicht nur tiefere Einblicke in das Programm erhielten, sondern sich und ihre Projekte auch untereinander besser kennenlernen konnten. Denn auch das Netzwerk unter den Initiativen soll durch das Programm gestärkt werden. In den folgenden intensiven 3,5 Monaten konnten die Teams durch online Workshops, individuelles Coaching durch erfahrene Social Impact Coaches und externe Expert:innen sowie mit der Social Impact Online Lernplattform an ihren individuellen Herausforderungen arbeiten.

Das half nicht nur bei der Weiterentwicklung der Projekte, sondern auch bei der Vorbereitung auf den alles entscheidenden Pitch: Dieser fand am 15. Dezember 2022 in Düsseldorf statt. Hier hatten die ausgewählten Social Startups die Gelegenheit, ihre Projekte vor der Jury und einem breiten Publikum zu präsentieren. Dank der live Social Media Begleitung konnten zudem Freunde, Familie, Interessierte und die Social Impact Community online bei den schönsten Momenten dabei sein.

Entscheidend war der Pitch vor allem deshalb, da hier das von der Fritz Henkel Stiftung zur Verfügung gestellte Preisgeld in Höhe von insgesamt 100.000 Euro an vier Teams vergeben wurde. Drei Teams konnten mit ihrem Pitch die Jury für sich gewinnen, während der Publikums Preis vorab durch ein online Community Voting mit mehr als 21.000 Stimmen entschieden wurde.

Nach herausragenden Pitches, die nicht nur die Arbeit der vergangenen Monate, sondern vor allem die Leidenschaft und Motivation aller Teams für ihre Arbeit widerspiegelten, war es an der Jury, die schwere Entscheidung zu treffen, wie die Preisgelder vergeben werden sollten. Viel wurde debattiert, abgewogen, wieder verworfen und verglichen. Doch am Ende einigten sich alle Juror:innen auf die drei Gewinner:innen:

Die Gewinnerteams

Der erste Platz mit 40.000 Euro ging an das herausragende Team von Heartbeat Edutainment. Das aufstrebendes Social Startup aus Frankfurt setzt sich leidenschaftlich für Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit und Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen ein. Mit ihrem mobilen "Heartbeatbus" bringen sie kreative Workshops direkt zu Schulen und Jugendhäusern, besonders in sozialen Brennpunkten und ländlichen Gebieten. Allein im letzten Halbjahr konnte das Team bereits 4.300 Kinder und Jugendliche erreichen. Gestärkt durch die 40.000 Euro konnte das Team seine Corporate Identity und Website erneuern und wird mit dieser in den kommenden Monaten live gehen. Zudem konnten zwei talentierte Praktikant:innen eingestellt werden. Die Organisation erhielt zudem den "Rap for Democracy Filmpreis" im Mai 2023, eine Auszeichnung, die ihren Einsatz für Demokratiebildung und soziale Integration würdigt. Auch ihre Zukunftspläne sind ehrgeizig: Heartbeat möchte seine Angebote ausweiten und ein Train-the-Trainer-Konzept ab September 2023 implementieren, um die Qualität ihrer Arbeit weiter zu steigern. Langfristige Ziele umfassen die Entwicklung eines wirtschaftlichen Zweckbetriebs und die Skalierung durch Social Franchising. Trotz einiger Herausforderungen, wie der langfristigen Finanzierung und Coach-Bindung, hat Heartbeat viel erreicht und plant, seine herausragende Arbeit fortzusetzen. Das Startup vereint unternehmerische Kreativität und soziale Verantwortung auf bemerkenswerte Weise und zeigt, dass es möglich ist, eine nachhaltige und inklusive Veränderung in der Bildungslandschaft zu bewirken.

Den zweiten Platz mit 30.000 Euro konnte das innovative Startup Nyabinghi Lab für sich entscheiden. Nyabinghi Lab engagiert sich mit großer Leidenschaft für die Diversifizierung der Kulturlandschaft. Das Team agiert an der Schnittstelle von Kunst, Bildung, Kultur und Aktivismus. Ihr Ansatz zielt darauf ab, Migrant:innen und People of Color eine breitere Teilhabe an der Kulturproduktion zu ermöglichen. Neben kollaborativen Projekten bietet Nyabinghi Lab auch Beratung für Kultureinrichtungen, um systemisch auf den deutschen Kulturbetrieb zu wirken.

Die größten Herausforderungen für das Team sind die langfristige finanzielle Sicherheit und die Vereinbarkeit von Projektarbeit mit dem Hauptberuf aller Teammitglieder – Probleme, die sie mit großen Teilen der Social Entrepreneur Szene teilen. Nyabinghi Lab hat dank der Unterstützung der Fritz Henkel Stiftung erhebliche Fortschritte erzielt. Die finanzielle Unterstützung half bei der Realisierung einer 18-monatigen Ausstellung, die sich mit der Verbindung von Umweltschutz, Nachhaltigkeit und kolonialen Kontinuitäten beschäftigt. Die Ausstellung ist eine kollaborative Arbeit mit Partner:innen aus Dakar und Kapstadt und hinterfragt etablierte westliche Narrative in Umweltthemen. Die Coachings, die das Team im Rahmen des Social Startup Pitchs erhielt, haben zu mittelfristigen Planungen geführt, einschließlich eines Antrags für strukturelle Förderung. Ein Teil des Preisgeldes fließt auch in die Entwicklung einer neuen Website, um die Online-Präsenz und das Outreach des Projekts zu stärken. Die Zukunft sieht für Nyabinghi Lab vielversprechend aus. Das Team ist hochmotiviert und die Planung für die nächsten Schritte ist in vollem Gange. Mit einer Mischung aus Aktivismus und kultureller Innovation trägt Nyabinghi Lab entscheidend dazu bei, den Diskurs um Diversität und Inklusion in der Kulturbranche voranzutreiben.

Mit ihrem professionellen Pitch konnte das Team von myBuddy den dritten Platz mit 20.000 Euro für sich entscheiden.Das Social-Entrepreneur-Team von myBuddy hat ein klares Ziel: "einfach.zusammen.wachsen." Das Team engagiert sich mit Herz für das kulturelle Zusammenwachsen und gesellschaftliches Miteinander. Mit einem breiten Angebot an Programmen und Events wie dem jährlichen myBuddy FESTIVAL und verschiedenen Impact-Programmen schafft das Startup Verbindungsmöglichkeiten für Menschen unterschiedlicher Hintergründe.

Seit Dezember letzten Jahres hat myBuddy beachtliche Erfolge erzielt, unterstützt durch das Preisgeld des Social Startup Pitch der Fritz Henkel Stiftung. Highlight war das 2. myBuddy FESTIVAL. Am Mannheimer Schloss konnten die Gäste zum United Nations Friendship Day auf zwei Bühnen mehr als 20 Künstler:innen sehen, kulinarische Angebote aus aller Welt mit berühmten Gäste wie z.B. Sternekoch Robert Rädel oder Miss Germany Kira Geiss genießen und myBuddy eigene Impact Formate wie z.B. die Crowdfunding Allee kennenlernen. Weiterhin wurde eine neue Webseite gelauncht und das Landtagspraktikum 2023 erfolgreich mit den 4 großen Parteien in Stuttgart durchgeführt. Zusätzlich fanden zwei weitere ZU GAST Runden zu den Feiertagen Weihnachten und Ramadan statt.

Auch für das restliche Jahr 2023 hat myBuddy ambitionierte Pläne: Ein Adventskalender mit Süßigkeiten aus aller Welt wird in über 2000 dm-Filialen sowie online im myBuddy Shop erhältlich sein. Zudem plant das Team mit der Unterstützung der Postcode Lotterieim Rücken die hauseigene Matching-Plattform weiterzuentwickeln und eine APP zu launchen. Das Ziel ist, die Nutzerzahlen in den nächsten 20 Monaten mindestens zu verfünffachen. Trotz Wachstums-Herausforderungen bleibt das Team motiviert und treibt seine Vision voran, mit innovativen Sozialformaten nachhaltiges kulturelles Zusammenwachsen zu fördern.

Neben den drei Gewinnerteams des Pitches, konnte zudem Über den Tellerrand e.V.seine Community im online Voting überzeugen und so den mit 10.000 Euro dotierten Community Preis für sich entscheiden. Seit 2013 steht der gemeinnützige Verein für ein gelebtes Miteinander zwischen Menschen mit und ohne Migrations- und Fluchterfahrung in Deutschland. Durch niedrigschwellige Begegnungen fördert die Organisation den Abbau von Vorurteilen und die Entstehung von Freundschaften. Etwa 500 Menschen in 13 Bundesländern engagieren sich ehrenamtlich in diesem Netzwerk, das von Berlin aus, gemeinsam mit Hauptamtlichen in Köln, Hamburg, Frankfurt am Main und München, koordiniert wird. Das erste Halbjahr 2023 war jedoch eine Zerreißprobe für den Verein. Durch unerwartete Kürzungen im Bundeshaushalt fiel die größte öffentliche Förderung weg, was zu Stellenkürzungen bzw. -streichungen und einer reduzierten Betreuung der Ehrenamtlichen führte. Doch auch in schwierigen Zeiten bewies die Organisation ihre Resilienz: Dank dem Preisgelds von 10.000 Euro der Fritz Henkel Stiftung konnte eine Koordinationsstelle in Teilzeit für das bundesweite Netzwerk finanziert werden. Das ermöglichte es, zahlreiche Projekte weiterhin umzusetzen und die wichtige Arbeit fortzuführen.

Wachsam durch die erlebten Krisen plant Über den Tellerrand e.V., sich zukünftig zusätzlich zu kurzfristigen Projektförderungen auch unabhängiger aufzustellen. Am 1. August 2023 ist ein neues Projekt gestartet, welches auf die Schaffung neuer Begegnungen und die Stärkung der ehrenamtlichen Strukturen abzielt. Besonders interessant ist die Entwicklung eines Workshops, der ehrenamtliche Mitglieder in den Entwicklungsprozess aktiv einbezieht und ihnen wertvolle Ressourcen bietet. Der Verein zeigt uns, dass Engagement, Gemeinschaft und der Wille zur Veränderung selbst schwierigste Zeiten überstehen können. Ihre Arbeit und ihre zukünftigen Pläne verdienen nicht nur Anerkennung, sondern auch aktive Unterstützung von uns allen.

Unser Fazit

Das Programm ‚TEILHABE SCHAFFEN‘ hat eindrucksvoll gezeigt, wie kulturelle Bildung und Teilhabe als Werkzeuge zur Förderung von gesellschaftlicher Inklusion und Vielfalt eingesetzt werden können. Wie vielfältig, bunt und motiviert Teams in Deutschland zu diesem Thema unterwegs sind haben alle teilnehmenden Teams eindrucksvoll bewiesen. Durch die Unterstützung von Social Impact und der Fritz Henkel Stiftung wurden diese wertvollen Initiativen gefördert, die ohne diese Hilfe möglicherweise an ihren Herausforderungen gescheitert wären oder nicht im gleichen Maße Fortschritte hätten machen können. Die positiven Ergebnisse der Wirkungsanalyse bestätigen die Wirksamkeit dieses Ansatzes und ermutigen zur Fortführung und Weiterentwicklung ähnlicher Programme in der Zukunft.

Die Stärkung solcher Initiativen ist nicht nur ein Erfolg für die Gewinner:innen oder Projektpartner, sondern für uns alle. Denn eine Gesellschaft, die kulturelle Vielfalt fördert und in die soziale Teilhabe investiert, ist eine Gesellschaft, die in der Lage ist, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

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Wir sind Social Impact.

Wir haben die Vision einer gerechten und zukunftsfähigen Gesellschaft von morgen. Deshalb entwickeln wir Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen wie Klimawandel, Fragen der Migration und Integration, Rechtspopulismus oder Stadt-Land-Gefälle. Unser Blog gibt euch Einblicke in unsere Arbeit, in die Erfolge unserer (Social) Startups und hinter die Kulissen. Er zeigt, was uns wichtig ist. Wirft Fragen auf. Gibt Antworten. Unterhält. Und inspiriert. Viel Spaß beim Lesen!