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Der Umbau des Bahnhofsgebäudes in Werneuchen

Montag, 14. Juni 2021

Das LANDVISIONEN-Programm hat es sich zur Aufgabe gemacht innovative Initiativen zu unterstützen, die das ländliche Brandenburg beleben. Die Platform Werneuchen baut das seit vielen Jahren leerstehende Bahnhofsgebäude in ein Multifunktionsort aus Café, einen Pop Up-Biergarten, einen Coworking Space, einen Regionalladen, eine Übernachtungsmöglichkeit und einen Veranstaltungsraum um. Mit der Belebung der Kleinstadt Werneuchen ist die Platform unser erstes Beispiel für eine Landvision in Brandenburg.

Die Vision von LANDVISIONEN ist es, Initiativen für ein lebendiges und innovatives Brandenburg beim Wachstum zu unterstützen und damit die ländlichen Regionen zu beleben. Um die konkreten Initiativen kennenzulernen, wurde das sechsmonatige Stipendienprogramm mit einem Förderprogramm von März-September 2021 ins Leben gerufen. Viele Initiativen mit guten Ideen haben sich in den vergangenen Monaten für das LANDVISIONEN Stipendienprogramm beworben. Das Förderprogramm des Kompetenzzentrums für soziale Innovationen im ländlichen Raum Brandenburgs begleitet Sozialunternehmen, die mit neuen Ideen zur Belebung lokaler Gemeinden in Brandenburg beitragen wollen. Schon seit einigen Wochen stehen die teilnehmenden Sozialunternehmen fest, die über ein halbes Jahr in ihren Vorhaben unterstützt und begleitet werden. Wir stellen einmal im Monat eine dieser Initiativen für euch vor. Den Anfang macht die Platform Werneuchen.

Stündlich fährt die RB 25 vom Bahnhof Berlin Ostkreuz auf der Bahnlinie Berlin-Wriezen gut eine halbe Stunde bis in die brandenburgische Kleinstadt Werneuchen. Bis 1945 bestand auf dieser Strecke bis nach Stargard ein direkter Schienenweg bis ins heutige Polen. Heute ist Werneuchen die Endstation. Nach der Eröffnung des Bahnhofs 1898 diente er anfänglich dem alltäglichen Pendlerverkehr und eröffnete außerdem Berliner:innen die Möglichkeit auf einfache und bequeme Art ins Grüne zu gelangen. Mit der Eingliederung in den Vororttarif Berlins, gewann der Bahnhof in den 1930er Jahren an Bedeutung. Zu DDR-Zeiten war der Bahnhof Werneuchen auch für den Güterverkehr von Getreide, Düngemittel und Kerosin für den Flugplatz in Werneuchen, sowie zur Versorgung des agrochemischen Zentrum Werneuchens von Bedeutung. Nach der Wende und damit dem Abzug der sowjetischen Truppen, wurde der Flugplatz nur noch im geringen Maße und für zivile Zwecke freigegeben. Hinzu kam die Schließung des agrochemischen Zentrums, was den Güter- und Personenverkehr nach Werneuchen stark reduzierte.

Das Bahnhofsgebäude Werneuchen wurde bis 2008 von der Deutschen Bahn mit Dienst-, Schalter- und Warteräumen genutzt und verfügte zudem lange über ein Bahnhofsrestaurant. Anschließend wurde es an die Mittenwalder Eisenbahnimmobiliengesellschaft verkauft und litt seither zunehmend durch Vandalismus und Witterungseinwirkungen.

Auch heute noch ist Werneuchen Teil der Zone C des VBB und damit ein erschwingliches Ausflugsziel aus Berlin ins ländliche brandenburgische Umland. Das touristische Potenzial erkennend, und mit dem Wunsch dem Verfall des Gebäudes entgegenzuwirken, haben die Gründer:innen der platform Werneuchen 2019 das Bahnhofsgebäude erworben. Das vierköpfige Gründer:innen-Team um Nora Kempmann von platform Werneuchen plant aktuell die Umgestaltung des alten Bahnhofs in Werneuchen zu einem Treffpunkt für die Menschen vor Ort. Unter einem Dach, in einem Multifunktionsort, will das Team ein Angebot aus einem Café, einen Coworking Space, einen Regionalladen und Übernachtungsmöglichkeiten schaffen. Zusätzlich soll bei gutem Wetter draußen Raum für Veranstaltungen sein und ein Pop Up-Biergarten aufgebaut werden können. Damit soll ein Ort für die Vermarktung von regionalen Produkten und die Vernetzung lokaler Akteure entstehen. Die Gründer:innen treiben die Werte Qualität, Regionalität und Nachhaltigkeit bei der Umsetzung des Projektes an. Dadurch, dass sie einen Anlaufpunkt direkt am Bahnhof schaffen, soll auch der Bahnverkehr attraktiver gemacht und damit auch nachhaltige Mobilität gefördert werden.

Das Projekt richtet sich in erster Linie an die Werneuchener:innen, sowohl die Alteingesessenen als auch die Zugezogenen. Denn durch den Coworking-Raum wird ortsunabhängiges Arbeiten im Ort möglich gemacht. Zusätzlich soll der Service-Tresen der Platform Werneuchen auch Neuankömmlinge dazu anlocken den Charme der Region für sich entdecken. Natürlich sind auch Menschen aus der Region und Berliner:innen herzlich willkommen. Sollten sie aufgrund der Kürze eines Tages nicht auf ihre Kosten gekommen sein besteht dank der Übernachtungsangebote die Möglichkeit spontan einem Wochenendtrip daraus zu machen.

Nora Kempemann ist sich sicher, dass der Multifunktionsbahnhof neben Austausch und Begegnung auch die lokale Wirtschaft stärken wird, was letztendlich dem Landkreis und Brandenburg zugutekommt. Dabei ist ihr besonders wichtig vor Ort darauf zu hören, was von den Leuten wirklich gebraucht wird, da die Zielgruppe auf dem Land sehr viel kleiner ist als in der Stadt und das Angebot daher gut angepasst werden muss. Aber das Gründen auf dem Land hat nicht nur Nachteile, wie Nora uns versichert: "Für uns bedeutet das Leben auf Land Gestaltungsmöglichkeit. Hier kann man schnell Kontakt zu Menschen aufbauen. Kurze Wege und ein direkter Draht zur Verwaltung beschleunigen Prozesse. Es gibt Platz und die Möglichkeit etwas aufzubauen und zu gestalten".

Die zielgruppenorientierte Initiative der Platform Werneuchen verkörpert mit den angesprochenen Gestaltungsmöglichkeiten die Belebung des ländlichen Raums in Brandenburg und entspricht damit der Vision unseres Förderprogramms von LANDVISIONEN. Wir freuen uns darauf mit Nora und ihrem Team bis September an der Realisierung dieser gemeinsamen Vision zusammenzuarbeiten.

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